Hehlerei, Drogendelikte, rechtsextreme Chats: Die Unterwelt sieht ihre Geschäfte durch immer neue Skandale bei der Polizei bedroht. „Das ist doch total rufschädigend“, klagt etwa ein 47-jähriger, der sich gegenüber der Kulturellenpraxis als „Polizeioberrat Förster“ vorstellt und seinen Lebensunterhalt mit Telefonbetrügereien bestreitet. „Die Leute knallen schon den Hörer auf, wenn sie nur das Wort ‚Hauptkommissariat‘ hören. Soll ich etwa in meinem Alter noch auf Enkeltrick umschulen?“ Simon K. (21), der sich sein Jurastudium durch Fahrraddiebstähle finanziert, ist ebenfalls empört: „Die kommen gratis an die beste Ware ran, während ich in Bolzenschneider und anderes teures Equipment investieren muss. Das ist klare Wettbewerbsverzerrung.“
Besorgnis herrscht auch beim organisierten Verbrechen und in der Naziszene. „Die Mitglieder dieser selbsternannten Polizeifamilie kontrollieren ganze Stadtteile und schrecken dabei vor Gewalt nicht zurück“, beschwert sich der 66-jährige Mafiapate Luigi C., „früher war das unsere Domäne. Und die glauben wohl, sie hätten das Gesetz des Schweigens für sich gepachtet.“ Cindy S. (39), die die Kasse der Freien Kameradschaft Hinterlausitz verwaltet, pflichtet ihm bei: „Straffrei Linke und Ausländer zusammenschlagen und dafür noch bezahlt werden, das können wir den jungen Leuten nicht bieten. Das stellt uns natürlich vor ernste Nachwuchsprobleme.“
Immerhin führen die Vorkommnisse in den Sicherheitsbehörden dazu, dass manch einer seine kriminelle Karriere an den Nagel hängt. „Das Geschäft lohnt sich einfach nicht mehr, seit die Leute sich ihr Zeug direkt vom sogenannten Blaulichtexpress liefern lassen“, begründet der ehemalige Drogendealer Lukas B. seine Entscheidung, ins bürgerliche Leben zurückzukehren. Der 22-jährige strebt jetzt eine Laufbahn bei der Kripo an.